Reyhan Yıldız, Lehrerin an einem Berufskolleg in NRW
Mohamed El Hamdaoui, Lehrer an einer Gesamtschule in NRW
Esra Şirin, Lehrerin an einer Realschule in NRW und Fachleiterin für das Fach Islamische Religionslehre
1. Was hat Dich zum Lehramtsstudium im Fach Islamische Religionslehre bewegt?
Reyhan Yıldız: „Die unzähligen Fragen, auf die ich im Laufe meiner islamischen Sozialisation keine oder nur sehr einseitig dargestellten Antworten bekommen habe. Mir war es wichtig, dass junge Muslim*innen auch die Gelegenheit bekommen, in einem geschützten Rahmen, kritische Fragen zu stellen und sie herauszufordern, sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden zu geben.“
Esra Şirin: „Als Schülerin wurden mir von meinen Lehrkräften oft Fragen zum Islam gestellt: Warum fasten Muslim*innen? Warum feiert ihr das Opferfest? Warum trägst du ein Kopftuch? Ich gab mein Bestes, Fragen wie diese zu beantworten. Meistens war ich mit meinen Antworten unzufrieden, weil ich mich auf Deutsch nicht adäquat ausdrücken konnte. So erkannte ich, dass ich mich mit meiner Religion nicht nur in meiner Muttersprache, sondern auch auf Deutsch, auseinandersetzen möchte. Das Studium hat mir dies ermöglicht. Dass Kinder und Jugendliche, die am Islamischen Religionsunterricht teilnehmen, diese Probleme mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht haben, motiviert mich sehr.“
2. Was hat Dich im Lehramtsstudium Islamische Religionslehre besonders geprägt?
Esra Şirin: „Im Lehramtsstudium habe ich gelernt, was für eine große Bereicherung es sein kann, Menschen für die Inhalte zu faszinieren, die man vermittelt. Deshalb versuche ich bei meinen Unterrichtsplanungen Zugänge zu wählen, wodurch die Lernenden für die Unterrichtsinhalte begeistert werden.“
Mohamed El Hamdaoui: „Dieses Studium ermöglichte mir einen gänzlich neuen Zugang zum Glauben, der von einer gewissen Wissenschaftlichkeit geprägt war. Die Vertiefung mit bestimmten Themen zeigte mir auf, mit welcher aufrichtigen Gewissenhaftigkeit sich Gelehrt*innen in den jeweiligen Wissenschaften vertieften. Ihre Arbeit war neben der Gewissenhaftigkeit auch von einer Ergebnisoffenheit geprägt. Diese Art der Auseinandersetzung mit dem Glauben zeigte mir, dass eine Aufrichtigkeit notwendig ist, um zu authentischen Wissen zu gelangen. In einer Zeit, wo der Wissenserwerb von Jugendlichen in Glaubensfragen eher einen schnelllebigen Charakter angenommen hat – Social Media etc. –, ist es wichtiger denn je, quellenbasierte und aufrichtige Vorarbeit zu leisten, um diesen Jugendlichen bei ihrer religiösen Findungsphase beizustehen und mit entsprechenden Materialien darin zu unterstützen.“
3. Welche Herausforderungen hast Du im Studium der Islamischen Religionslehre erlebt und welche Schlüsselmomente aus dem Studium begleiten Dich heute im Unterricht der IRL?
Mohamed El Hamdaoui: „Die größte Herausforderung im Studium bestand für mich darin, fundierte Kenntnisse in der arabischen Sprache zu erlangen. Rückblickend hätte ich mir gewünscht, ein Auslandssemester in einem arabischsprachigen Land absolviert zu haben. Sofern dies im Studium weiterhin nicht vorgesehen ist, kann ich allen Absolvierenden dies nur wärmstens empfehlen. Die arabische Sprache eröffnet einem den Zugang zu Primärliteraturen und damit zu einer Fülle von Texten, Lehrgedichten etc., die in der Wissenschaftstradition rezipiert wurden und werden. Ein Schlüsselmoment im Studium bestand in der Erkenntnis, dass neben dem Wissenserwerb auch die Pflege der Seele durch spirituelle Zusammenkünfte etc. gleichermaßen wichtig ist. Eine gute Umgebung und dazugehörige Freunde, die einen an das Gute erinnern, sollte man sich gleich zu Beginn des Studiums suchen. Gemeinsam kann man über das Gelernte reflektieren, sich austauschen und sich weiter darin vertiefen.“
4. Welche Aufstiegsmöglichkeiten siehst Du für den Lehrer*innenberuf im Fach Islamische Religionslehre?
Esra Şirin: „Um diese Frage zu beantworten, möchte ich gerne von mir berichten. Ich bin Lehrerin für Islamischen Religionsunterricht an einer Realschule in Düsseldorf. Zudem bin ich in der Lehrer*innenausbildung tätig. Das heißt, dass ich als Fachleiterin Referendar*innen am Zentrum für schulpraktische Bildung (ZfsL) in Düsseldorf ausbilde. Darüber hinaus engagiere ich mich bei der Entwicklung von Materialien und Fortbildungen für Islamische Religionslehrer*innen. Dies erfolgt im Rahmen einer Abordnung an die Fachstelle für Islamische Religionslehre (FAIR) in Schwerte.“
Reyhan Yıldız: „Eine weitere Möglichkeit ist die Übernahme verschiedener Aufgabenbereiche wie die Förderung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs oder die Integrationsförderung.“